Das Comeback des Champions

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Kris Nissens startet mit dem Nachbau seines Schnitzer-BMW M3 aus der DTM 1991 // Foto: TWC

Unverhofft kommt oft – der Däne Kris Nissen, amtierender TWC-Titelträger des Jahres 2020 und Vize-Meister 2019, kehrt überraschend in die laufende Meisterschafts-Saison zurück. Mit dem Nachbau seines Schnitzer-BMW M3 aus der DTM 1991 wird Nissen in den verbleibenden Punktrennen gewiss versuchen, den aktuellen Favoriten und Tabellenführenden das Leben so schwer wie eben möglich zu machen.

Auf manches Duell dürfen sich die TWC-Fans freuen. Ab dem fünften Saisonrennen, dem „Bosch Hockenheim Historic“-Event am letzten August-Wochenende, kommt es im badischen Motodrom zum offenen und prestigeträchtigen Schlagabtausch mehrerer Spitzenpiloten der Tourenwagen Classics. Unter anderem: Das Duell der beiden Super-Dänen Gregersen (39) und Nissen (61).

Beide kämpfen mit gleichen Waffen, jeder sitzt im Cockpit eines BMW M3 E30 der TWC Klasse DTM-92. Hier der Titelverteidiger, dort der dreifache Saisonsieger und Tabellenführer. Und dazu noch weitere BMW-Konkurrenten, die auch erst mal geschlagen werden müssen. Wie beispielsweise Yannick Trautwein (28, STW BMW 320i) als Sieger des Auftaktrennens, der schnelle Holländer Marc Seesing (50, DTM M3) mit stetigem Kontakt zur Spitze. Oder auch der routinierte Ex-DTM-Pilot Peter Oberndorfer (65), der sich mit dem schnellen Moritz Horn (24) den giftgrünen Alpina M3 aus dem DTM-Jahr 1988 teilt. Deren Service-Mannschaft „Automotive 2.0“ aus Düsseldorf hat immerhin die TWC-Team-Meisterschaft 2020 gewonnen und mit Otto Rensing (DTM M3) auch einen der kampfstärksten Piloten gestellt.

Nicht zu vergessen die beiden Vertreter der ältesten DTM-Generation im Starterfeld in Gestalt von Harald Grohs (77) und Leopold „Poldi“ Prinz von Bayern (78), die ebenfalls in ihren ehemaligen BMW M3-Tourenwagen aus der DTM der 80er-Jahre sitzen. Leicht wird das Comeback für Titelverteidiger Nissen also gewiss nicht, zumal er erst mitten in der Saison einsteigt und ein neu aufgebautes Auto fährt, von dem er noch nicht so genau weiß, wie gut es reagiert und funktioniert. Bei seinem BMW M3 handelt es sich um den Nachbau seines ehemaligen Schnitzer DTM-Autos aus der Saison 1991. Der detailgetreue Neuaufbau liegt in Händen des auf diesen Fachbereich spezialisierten Unternehmens „KK Motorsport“ aus Kalefeld (an der A7 zwischen Northeim und Seesen gelegen).

Nissen selbst sieht das alles eher entspannt und freut sich auf das Comeback. „Vor allem finde ich es schön, die TWC-Familie endlich mal wieder zu sehen. Ich habe das Auto gekauft und hoffe, dass alles rechtzeitig fertig wird und wir konkurrenzfähig sind. Auch nach Hockenheim will ich noch ein paar Mal an den Start gehen und habe dafür schon beim altes Einsatzteam um Peter Utoft, Albert Hamper und Hans Top aktiviert.“ Immerhin gibt es nach der Bosch Historic in Hockenheim noch zwei, möglicherweise sogar drei weitere Rennen bei insgesamt drei Streichresultaten. Da hat sogar ein Späteinsteiger wie Ravenol-Botschafter Nissen noch eine gute Chance, in der Endabrechnung unter die Top 3 der Gesamtwertung zu kommen.

Übrigens feiert auch noch ein zweiter Ex-Champion sein Comeback bei der Bosch Historic in Hockenheim. Armin Hahne (65), TWC-Titelgewinner 2019 in seinem Original Ford Sierra Cosworth RS 500, will sich der strammen Konkurrenz ebenfalls stellen. Sein Hartge BMW 320 ist allerdings ein DRM-Auto nach Gruppe 2-Reglement aus dem Jahr 1976, womit es mit zu den ältesten Fahrzeugen im rund 40 Wagen starken Starterfeld zählt. Der älteste Renn-Tourenwagen überhaupt ist ein BMW 2002 Ti von 1971 – angesichts der Wertigkeit des 50 Jahre alte Schätzchen wird dessen Pilot Markus Schenkl wohl Nahkämpfe mit dem Risiko von Feindberührungen vermeiden wollen.