Großer Erfolg für Hugo Sasse und Mike David Ortmann. Das Prosport Racing–Duo krönte sich im Aston Martin Vantage GT4 nach 2022 auch in der Saison 2023 zum Champion in der Fahrer-Wertung der ADAC GT4 Germany.
Es war das erste Mal, dass die erfolgreiche Titelverteidigung in der GT4-Serie des ADAC gelang. Die Erfolgspiloten gewannen 2023 vier von zwölf Saisonrennen und erzielten zwei Pole-Positions. Im Doppel-Interview lassen Ortmann/Sasse die Saison nochmals Revue passieren und verraten, was in der Winterpause so alles auf dem Plan steht.
Ihr habt mit eurer Titelverteidigung in der ADAC GT4 Germany ein kleines Stück Motorsport-Geschichte geschrieben. Das Saisonfinale ist nun auch schon einige Wochen vorbei. Wie gut fühlt sich der Triumph immer noch an?
Mike David Ortmann: „Es hat etwas Zeit benötigt, um den Erfolg tatsächlich zu realisieren. Denn er repräsentierte auch ein Meilenstein, den wir in unserer Karriere erreicht haben. Umso schöner ist es, zudem Geschichte in der Serie geschrieben zu haben. Ich denke auch, dass der Titel unseren Stellenwert als Rennfahrer im Allgemeinen weiter untermauert hat. Unser Bekanntheitsgrad im Motorsport hat sich dadurch nochmals erhöht. Es war einfach eine tolle Saison, auf die man gerne zurückblickt.“
Hugo Sasse: „Ich bin natürlich sehr glücklich über den Erfolg. Die Saison war wieder einmal ein riesiges Erlebnis und besser, als wir es uns im Vorfeld ausmalen hätten können. Mittlerweile hat man den Titel realisiert. Eine Meisterschaft einmal mal zu gewinnen ist schon hart. Es zweimal in Folge zu schaffen, ist umso schwieriger. Dementsprechend können wir stolz sein.“
Gab es besondere oder außergewöhnliche Glückwünsche, mit denen ihr nicht gerechnet hattet?
Ortmann: „Ich wurde von der Scuderia Avus in Berlin eingeladen. Das ist ein Motorsport-Club, der schon viele Jahre existiert, der große Geschichte hat und in dem über die Jahre viele bekannte Motorsportler Mitglied waren bzw. sind. Das war eine große Ehre für mich. Es kommen demnächst dann noch weitere Ehrungen hinzu, wie beispielsweise beim ADAC Berlin-Brandenburg.“
Sasse: „Es gibt immer Glückwünsche, die man nicht erwartet hat. Im Großen und Ganzen waren es aber ähnliche Glückwünsche wie sonst auch – sprich von Familienmitgliedern, Bekannten und Sponsoren.“
Was ist bei Euch seit dem Saisonfinale Ende Oktober sonst noch alles passiert?
Ortmann: „Ich wurde von Aston Martin zu einem GT3-Test nach Le Castellet in Südfrankreich eingeladen. Außerdem habe ich auch schon Gespräche mit Sponsoren für das kommende Jahr geführt. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Und nicht zuletzt war ich natürlich auch ganz normal arbeiten.“
Sasse: „Bei mir ist eigentlich wenig passiert. Ich habe wieder ein wenig das SimRacing intensiviert. Sonst fand das normale Leben statt. Ich bin kein Vollzeit-Rennfahrer und dementsprechend wie üblich zur Arbeit gegangen. Ich fand es schön, zuletzt etwas mehr Zeit zuhause verbracht zu haben.“
Ihr befandet euch über die ganze Saison 2023 immer im Favoritenkreis für den Titel in der ADAC GT4 Germany. Wann fand eurer Meinung nach der entscheidende Schritt in Richtung Titelverteidigung statt?
Ortmann: „Der richtige Schritt ist, dass man als Team versuchen muss, immer bestmöglich zusammenzuarbeiten und nie aufzugeben– egal, was im Saisonverlauf passiert. Mit dem Ausfall in Lauf eins von Oschersleben hatten wir den schlechtesten Saisonstart, den man sich hätte wünschen können. Somit konnte es nur besser werden. Danach sind wir als Team und Fahrerpaarung nochmals enger zusammengewachsen. Hugo und ich verstehen uns klasse. Alles das waren die Schlüssel zum Erfolg.“
Sasse: „Das war auf jeden Fall das Rennwochenende auf dem Sachsenring. Wir haben uns dort richtig wohl gefühlt und konnten einen Doppelsieg einfahren, obwohl wir nicht unbedingt das allerschnellste Auto auf der Strecke hatten. Das war meiner Meinung nach ein riesengroßer Schritt in Richtung Titel.“
Abgesehen vom Titel, was war der schönste oder emotionalste Moment der abgelaufenen Saison?
Ortmann: „Hugo und ich hatten viele Bekannte, Familienmitglieder und Sponsoren am Sachsenring mit dabei. Dort dann vor so vielen Augen einen Doppelsieg einzufahren, war natürlich sehr speziell.“
Sasse: „Es gab viele gute Momente, aber auf jeden Fall zählt das Podium auf dem Lausitzring dazu. Dort hatten wir große Schwierigkeiten, da wir sehr langsam auf der Geraden waren und auch generell keine gute Pace hatten. Ich denke auch gerne an das Regenrennen auf dem Nürburgring zurück, das wir gewinnen konnten. Ich hatte einen super Zweikampf mit JP Springob. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht.“
Welche Strecke im Kalender der ADAC GT4 Germany mögt ihr am liebsten und warum?
Ortmann: „Der Sachsenring ist seit Jahren meine absolute Lieblingsstrecke. Der Mix aus Geschwindigkeit und Technik gepaart mit dem richtigen Umgang mit den Reifen machen den Kurs so speziell. Auf dem Sachsenring kommen immer viele Faktoren zusammen, um im Training, der Qualifikation und in der Distanz des Rennens schnell zu sein. Man hat dieses Jahr auch wieder gesehen, dass sich dort ein wenig die Spreu vom Weizen in der ADAC GT4 Germany getrennt hat. Ich liebe den Sachsenring einfach. Er war schon in der ADAC Formel 4 mein Favorit. Auch die Atmosphäre mit den vielen Fans ist immer klasse.“
Sasse: „Da nenne ich ebenfalls den Sachsenring. Die Strecke gefällt mir richtig gut. Es gibt viele Höhenunterschiede und schnelle Kurven. Aber auch den Nürburgring mag ich sehr. Es ist eine klassische Strecke mit viel Tradition – speziell im Regen hat sie mir dieses Jahr besonders gefallen.“
Seit 2021 habt ihr 30 Rennen in der ADAC GT4 Germany gemeinsam bestritten und in dieser Zeit elf Siege eingefahren. Was macht euch so stark?
Ortmann: „Wir sind beide früh ins GT-Auto gestiegen und haben somit relativ viel Erfahrung. Da in der ADAC GT4 Germany auch viele junge Piloten starten, ist diese gesammelte Erfahrung womöglich ein Vorteil. Aber wir haben auch beide eine super Rennintelligenz. Hugo ist zudem unglaublich schnell im Qualifying und hat in den letzten Jahren im Rennen nochmals viel dazugelernt. Wichtig ist auch, dass wir in Bezug auf den Fahrstil sehr eng beieinander liegen. Wir verstehen uns als Teamkollegen einfach blind.“
Sasse: „Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Zunächst einmal sind wir stark in Bezug auf das Reifen-Management. Zudem haben wir beide auch eine gute Grund-Pace und machen recht wenig Fehler. Dazu zählt unsere gute Zusammenarbeit mit dem Team, denn Einzel-Charaktere kommen im Motorsport nicht sonderlich weit. Somit kamen wir eigentlich fast immer für einen Sieg infrage.“
Was steht in der Winterpause bei euch noch so alles an?
Ortmann: „Ich fahre in den kommenden Tagen nach Dubai, um dort als Instruktor tätig zu sein. Zudem arbeite ich auch gerade daran, beim 24h Rennen in Dubai mitzufahren. Weihnachten werde ich dann mit der Familie zuhause verbringen. Zwischen den Jahren bin ich dann wieder arbeiten. Und außerdem steht natürlich auch schon wieder die Vorbereitung für die kommende Saison an. Da gilt es
Sasse: „Ich werde in den nächsten Tagen zum Skifahren nach Südtirol reisen. Davon abgesehen passiert nicht viel. Die Weihnachtstage verbringe und genieße ich mit der Familie. Außerdem werde ich mich auf die Arbeit konzentrieren und auch die kommende Saison vorbereiten.“
Wie stehen derzeit die Planungen, den Titel in der ADAC GT4 Germany 2024 nochmals zu verteidigen?
Ortmann: „Für uns ist es nun wichtig, den nächsten Schritt in der Karriere zu machen. Wir haben im GT4-Sport nun eine wichtige Basis dafür geschaffen. Es muss aber immer so sein, dass die Sponsoren und Partner diesen Schritt auch mitgehen wollen. Wohin die Reise dann letztendlich geht, steht aktuell noch nicht final fest. Das Ziel ist sicherlich der GT3-Sport – aber die ADAC GT4 Germany möchte ich trotzdem nicht ausschließen. Denn ich finde die Serie richtig klasse.“
Sasse: „Ich kann nur soviel sagen, dass ich noch keine fixen Pläne habe. Ich würde gerne weiter Rennen mit Mike bestreiten. Ich muss nicht unbedingt in den GT3-Sport wechseln. Ich finde die ADAC GT4 Germany ist eine super Serie, die richtig Spaß macht. Dementsprechend hätte ich nichts dagegen, auch 2024 wieder dabei zu sein. Doch wir müssen nun erst einmal die Möglichkeiten für nächstes Jahr checken.“