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Beim Oldtimer Grand Prix erlebten die 935er Porsche ihre Wiedergeburt 
Die Gruppe 5 lebt!
Die 36. Auflage des AvD Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring dürfte so manche Herzen begeisterter Motorsport- fans höher schlagen lassen. Zu Bestaunen gab es dieses Jahr wieder einmal reichlich auf und neben der Strecke. Von alten Vorkriegsrennern bis hin zum Le Mans Toyota GT-One, die Eifel wurde zum Klassen- zimmer in Sachen Motorsport- historie. Ein ganz besonderes Highlight bildete das Revival Deutsche Rennsportmeister- schaft.
 © Patrick Holzer
 Wie in alten Zeiten - Start zum DRM Revival 
Also für jene Fahrzeuge, denen die Motorsportfans der Siebziger Jahre am meisten hinterher trauern. Die Deutsche Rennsport-Meisterschaft, oder kurz DRM, erfreute sich seit 1972 wachsender Beliebtheit. Geistige Väter waren der damalige Ford-Rennleiter Jochen Neerpasch, Hugo Emde von Bilstein und Fritz Jüttner von Bosch. Weg von den vielen Klassen, hin zur Übersichtlichkeit, war die Idee dahinter. Statt unzähliger Hubraumklassen sollten es nur noch zwei sein, bis und über 2000 ccm.  Der Fortschritt damals war enorm. Reichten in den Anfangsjahren noch 280 PS aus um an der Spitze mitzufahren, mobilisierten die Turbo Porsche 1976 bereits 480 Pferdestärken. Genau wie die Motorleistung, wuchsen auch die Autos in die Breite, üppiges Flügelwerk sorgten mit breiten Walzen auf den Rädern für einen spektakulären Anblick. Was heute vielmehr als Gruppe 5 bekannt ist, tauchte 1976 erstmals im Anhang J des Automobilgesetzes auf. Die sogenannten "Spezial-Produktionswagen" wurden in die Gruppe 5 eingestuft, die zuvor den Sportwagen vorbehalten war. Diese bildeten nunmehr die Gruppe 6. 1977 wurde die DRM erstmals nach dem Reglement der Gruppe 5 ausgefahren. In der Division 1 dominierten die Porsche 935 Turbo. Georg Loos, Kremer oder Max Moritz setzten die nur noch entfernt an den 911er erinnernden Turbogeschosse für die damaligen Asse der Szene ein. Die Akteure am Volant hießen Rolf Stommelen, Bob Wollek, Toine Hezemans und Klaus Ludwig. Was 1977 begonnen wurde, beendete die Gruppe C 1981 fast schlagartig. Die Gruppe 5 Boliden waren nicht mehr erwünscht, lediglich als Feldfüller durften sie noch herhalten. Ein Teil flüchtete nach Nordeuropa oder verschwand über den Teich, viele jedoch wurden einfach eingemottet. 1986 sorgte die Spezial-Tourenwagen-Trophy dafür, dass zumindest wieder ein paar Wenige in die freie Wildbahn, sprich Rennstrecke, entlassen wurden. Hans Holnburger, Gregor Wolf oder Willy König legten sich die ehemaligen DRM-Bomber zu. König setzte jenen 935 K3 ein, den schon Edgar Dören und Jürgen Lässig in Le Mans steuerten. Nach einem heftigen Crash wanderte das Fahrzeug zu John Greasly und kam dort noch einmal zu Meisterehren. Der Brite gewann damit 1993 die Britische GT-Meisterschaft. Mittlerweile hat es den K3 nach Schweden verschlagen. Die Geschichte dieses Exemplar ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Mit der Schaffung des DRM Revival wurde den Gruppe 5 Fahrzeugen wieder eine Spielwiese geschaffen. Endlich durften sie wieder auf die Rennstrecke und genauso schnell wie viele verschwunden waren, tauchten sie wieder auf. Bei der diesjährigen Ausgabe des Revivals fanden fünf 935er Porsche den Weg in die Eifel, dazu kam noch ein Porsche 934/5.

Patrick Holzer 

Vor Biedermann drehten Größen wie Stommelen oder Winkelhock am Volant

Begeisterung aller Orten, könnte man angesichts solch eines Prachtfeldes meinen. Doch nicht jedem bekamen die Gruppe 5 Auswüchse. Die Geschichte schien sich zu wiederholen, die Sauger-RSR ins zweite Glied verbannt. Den Zuschauern auf den Tribünen konnten die Querelen hinter den Kulissen egal sein. Sie freuten sich ihre alten Stars wieder zu sehen, einer davon, der Porsche 935J von Markku Biedermann im Kleid des Ulmer Motorenölherstellers Liqui Moly. 1980 begann die Rennkarriere des ehemaligen Joest-Autos (Chassisnummer: 000 0016) dort, wo mittlerweile der Fahrer sein Zuhause hat, in den USA. In Daytona triumphierte das Fahrertrio Reinhold Joest, Rolf Stommelen und Volkert Merl bei den legendären 24 Stunden von Daytona Anfang Februar. Eine Strecke, die auch Markku Biedermann nur all zu gut kennt. Mit einem Porsche 911 RSR fährt der in Miami lebende Biedermann historische Rennen auf den berühmten US-Pisten. Einen Monat später siegte Rolf Stommelen beim Auftakt der DRM Saison in Zolder erneut. Mitten in der Saison wechselte Manfred Winkelhock ins Cockpit, der damit zwei weitere Siege einfuhr. Danach fuhr das Auto zwei Jahre lang Manfred Schurti. 1982 crashte das Fahrzeug mit Harald Grohs am Steuer in Le Mans auf der legendären Mulsanne Geraden und wurde an Siggi Brun verkauft. Jetzt begann wieder die fast schon typische Lebensgeschichte eines 935er. Im Porschewerk wurde das Fahrzeug drei Jahre später restauriert und nach Groß Britannien verkauft. Von dort ging es weiter nach Portugal, von wo aus der Porsche vor drei Jahren wieder nach Deutschland kam. Porschespezialist Roitmayer restaurierte den 935er, so dass er pünktlich zum Oldtimer Grand-Prix einsatzbereit war. Das DRM-Revival sollte zum ersten Renneinsatz nach der Wiederauferstehung werden. Nach der Pole im Training, siegte Markku Biedermann souverän im zweiten Rennen. "Es war immer mein Traum das Auto zu fahren", freute sich Markku Biedermann. "Eigentlich ist das Auto einfach zu fahren, wie ein RSR, nur mit mehr Dampf", zog er dann abschließend das Resümee des erfolgreichen Wochenendes.

Patrick Holzer 

Gelber Dampfhammer - Daniel Schrey kam auf Anhieb zurecht

Eine ähnlich kurze Vorbereitungszeit wie Biedermann hatte Daniel Schrey. Das DRM Revival war für seinen Porsche 935 K3 ebenfalls das erste Rennen. Kein geringerer als Ekkehard Zimmermann, Geschäftsführer von dp Motorsport und damals für charakteristische Anbauteiler der Kremerfahrzeuge bekannt, half bei der Entstehung des Porsche. Uli Gerent zeichnete für den 3.1 Liter-Doppelturbo verantwortlich. "Das Auto ist bis auf die Bremsen original. Da er auch mal in gelb war, haben wir uns bewusst für diesen Farbton entschieden. Man soll ja auch erkennen, dass es ein Schrey-Auto ist.", erklärte Schrey. "Ex-Vaillaint" hört man es munkeln, genaueres weiß man nicht. Der Markt mit solchen Fahrzeugen ist umkämpft.

Patrick Holzer 

Paul Singer verlor letztes Jahr den Sieg in der letzten Runde

Die Podestplätze sind fest in der Hand der Porsche 935. Den dritten Platz belegte im ersten Rennen Paul Singer. Letztes Jahr schrammte er noch mit einem ex-Loos Porsche knapp am Gesamtsieg vorbei. Sein Porsche mit der Chassisnummer 000 0022 wurde einst von Bob Wollek für Georg Loos gefahren. "Bei diesem Auto handelt es sich um den letzten von Porsche gebauten 935er" erzählt Singer. Porsche General-Importeur Hamilton holte das Fahrzeug schließlich nach Austrialien. Alan Jones sicherte sich damit den Titel im Australischen GT Championat. Im folgenden Jahr war es Rusty French, der mit dem Porsche die Meisterschaft gewann. Von jenem Rusty French hatte Paul Singer dann den Porsche im Jahr 2007 erworben. Der erste Einsatz sollte eigentlich beim Jim Clark Revival in diesem Jahr stattfinden, doch erst bei den FHR 100 Meilen in Assen startete der 935er zu seinem ersten Saisonrennen.

Patrick Holzer 

Vom M1 in den 935er - Christian Traber ist eine feste Größe im historischen Motorsport

Schon zum zweiten Mal beim DRM Revival ist der der Porsche 935 von Christian Traber dabei. Letztes Jahr, Traber wurde mit seinem M1 Gesamtzweiter, wollte das Fahrzeug mit dem Belgier Marc Devis am Steuer nicht so recht laufen, doch diesmal funktionierte alles bestens. Im ersten Rennen schaffte Traber damit den Sprung aufs Treppchen. Dabei ist sein Porsche eine ganz besondere Konstruktion, denn eigentlich tat ein 1,4 Liter Turbo Dienst im Heck. Daher wurde der Porsche 935 L1 auch als "Baby-Porsche" bezeichnet. Jan Lundgardh baute diesen mit Gitterohrrammen Chassis aus Aluminium 1980 für die 24h von Le Mans auf, wo er 1981 erstmals eingesetzt wurde. Rennpremiere wurde aber bereits ein Jahr zuvor am 16. März in Brands Hatch gefeiert. Neben Jan Lundgardh wechselten sich bei dem sechs Stunden Rennen noch Kurt Simonsen und Preben Kristoffersen am Steuer ab. Das Rennen beendete das Trio auf Position 15. Weitere Einsätze in der Marken-Weltmeisterschaft, DRM und in der schwedischen Heimat folgten. 1988 ging der Porsche in die USA, von wo aus er 2006 wieder zurück nach Europa kam. Komplett restauriert verrichtet mittlerweile ein 3 Liter Turbo-Triebwerk, 650 PS stark, seinen Dienst im nur 950 kg schweren Renner. "Ich fahre seit 20 Jahren historische Rennen auf vielen unterschiedlichen Fahrzeugen. Der 935 ist aber mein schnellstes Auto", so Traber.

Patrick Holzer 

Ex-Vailant Porsche - die Häschenaufkleber dürfen da natürlich nicht fehlen

Nicht ganz so rund wollte es bei Eberhard Baunach laufen. Dieser setzte einen Porsche 935 K2 in den typisch grünen Vaillant Farben ein, natürlich mit den drei Häschen an der Tür. Bo Strandel entdeckte Chassisnummer 007 00016 in seiner Heimat, voll straßentauglich. Dabei hatte 007 00016 schon ein vorheriges Leben, dem "John Winter" 1979 ein jähes Ende setzte. Unter Beibehaltung der alten Fahrgestellnummer wurde das Fahrzeug auf neuer Rohkarosse wieder aufgebaut. Erwin Kremer selbst war es, der kurz vor seinem Tod die Authentizitätsprüfung übernahm. Eberhard Baunach übernahm den K2, mit dem neben Winter noch Namen wie Bob Wollek oder Edgar Dören über die Rennstrecken tobten. "Bei 1,5 bar Ladedruck sind ca. 670 PS möglich. Ich fahre aber derzeit mit 1,1-1,2 bar", erzählt Baunach. Mit Verdacht auf Getriebeschaden sind beim Oldtimer Grand Prix auch keine großen Sprünge möglich. Dennoch freut sich Baunach auf weitere Einsätze im K2. "Einmal Daytona und einmal Le Mans, das wäre mein Traum" so der schnelle Porschefan. Die Motorsportfans werden es mit Freude hören, denn solch wunderschöne Rennfahrzeuge gehören auch auf die schönsten Strecken der Welt.

Patrick Holzer 

Zumtobel+935 = Siegkandidat beim DRM Revival ?

Und die Re-Invasion der Gruppe 5 Porsche hält weiter an. Bei den AvD 100 Meilen gab der Schweizer Alain Pfefferlé seinem Porsche 935 endlich wieder auf der Rundstrecke die Sporen und am selben Wochenende erlebte ein weiterer 935er seine Ausfahrt. Dr. Armin Zumtobel testete seinen Neuerwerb beim Training des FHR Langstreckencups in der Eifel. Auch Christopher Stahl hat einen weiteren Porsche 935 Turbo in der Hinterhand. Sie kommen also wieder und haben nach wie vor nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Vielleicht war es gerade das abrupte Ende, das den 935er zur Legende werden ließ.

Patrick Holzer / Jürgen Holzer

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Artikel vom 07.11.2008