Österreicher rocken die Nordschleife

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Eastalent Racing holt Platz sechs beim 24-Stunden-Rennen // Foto: Gruppe C Photography

Mit einem rein österreichischen Team hat Eastalent Racing beim legendären 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ein starkes Ausrufezeichen gesetzt. Die Fahrer Christian Klien, Norbert Siedler, Max Hofer und Simon Reicher sicherten sich vom 20. bis 22. Juni einen beeindruckenden sechsten Gesamtrang in einem der härtesten GT3-Rennen der Welt.

Das aus Kirchberg in Oberösterreich stammende Team rund um Gründer und „Meistermacher“ Peter Reicher ging unter dem augenzwinkernden Spitznamen „Bob Österreich 1“ an den Start – ein Name, der schnell die Runde in der Boxengasse machte.

Obwohl Eastalent Racing erst 2020 ins Leben gerufen wurde, zeigt das Team bereits auf internationaler Bühne, dass mit Österreich im Motorsport zu rechnen ist. Im Januar 2024 feierte man bereits den ersten großen Triumph: den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Dubai. Mit dem Erfolg auf der Nordschleife setzt Eastalent Racing seine Erfolgsgeschichte fort – und sorgt dafür, dass die rot-weiß-roten Farben auch auf der härtesten Rennstrecke der Welt weithin sichtbar sind.

Hitze, Stromausfall und ein starkes Statement: Österreich trotzt der „Grünen Hölle“

Wetterkapriolen sind beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring fast schon Tradition – nicht umsonst trägt die Nordschleife den Beinamen „Grüne Hölle“. Während in den vergangenen Jahren Kälte, Hagel oder dichter Nebel für Chaos sorgten, verlangte diesmal die brütende Hitze Mensch und Maschine alles ab. Doch nicht nur die Teams gerieten an ihre Grenzen: Bereits zwei Stunden nach Rennbeginn musste das Rennen wegen eines Stromausfalls unterbrochen werden. Ein defektes Kühlaggregat legte die gesamte Boxenanlage lahm – eine Zwangspause, die den Ablauf stark beeinflusste.

Trotz aller Widrigkeiten hielt das österreichische Team von Eastalent Racing Kurs – und Teamchef Peter Reicher nutzte die Bühne, um ein klares Signal in Richtung Heimat zu senden: „Als ich das Projekt vorgestellt habe – ein rein österreichisches Team mit österreichischen Fahrern – wurde ich belächelt, nicht ernst genommen“, so Reicher nach dem Rennen. „Jetzt haben wir etwas geschaffen, das man in den Motorsport-Geschichtsbüchern nachlesen kann. Wir haben gezeigt, dass es Motorsport in Österreich gibt.“

Mit Christian Klien und Norbert Siedler setzte Reicher auf international erfahrene Piloten, während mit Max Hofer und Simon Reicher auch junge Talente am Steuer saßen. Eine Mischung, die sich auszahlen sollte: „Wir haben ein schlaues Rennen gefahren, uns aus allen Scharmützeln rausgehalten, unsere Konstanz ausgespielt und Position für Position gutgemacht.“

Besonders stolz zeigte sich Reicher auch auf die Teamleistung und seine persönliche Verbundenheit zur Marke Audi: „Ich bin einer der letzten Audianer. Dieses Ergebnis für die Marke mit den vier Ringen zu holen, macht mich besonders stolz.“

Vom Außenseiter zum Überraschungsteam: Platz sechs übertrifft alle Erwartungen

Ursprünglich träumte das Team von Eastalent Racing lediglich von einem Platz in den Top Ten – doch mit Rang sechs übertraf die rot-weiß-rote Truppe alle eigenen Erwartungen. Für Fahrer Simon Reicher war das Wochenende ein emotionales Auf und Ab.

„Am Anfang sah es wirklich nicht danach aus, dass wir – um unseren Renningenieur zu zitieren – die Wurst vom Teller ziehen würden“, so Reicher mit einem Augenzwinkern. „Die Bedingungen waren extrem schwierig. Die Hitze war brutal, das Auto schwer zu fahren, und wir hatten große Mühe, die Reifen ins optimale Arbeitsfenster zu bringen.“

Das erste Highlight des Wochenendes, das Top-Qualifying, verpasste das Team knapp – ein Dämpfer gleich zu Beginn. Doch was folgte, war eine Demonstration an Konstanz und Teamarbeit: „Wir wussten, dass uns auf die Top-Autos die absolute Pace fehlt. Also haben wir uns auf Fehlerfreiheit und eine gleichmäßige Performance konzentriert – und das über 24 Stunden hinweg.“

Dass es der erste Nürburgring-Einsatz für das gesamte Team war, macht das Ergebnis umso beeindruckender: „Keiner von uns hatte vor dem Rennen echte Runden auf der Nordschleife gedreht. Für ein Privatteam so ein Debüt hinzulegen, ist eine sensationelle Leistung.“

53. ADAC RAVENOL 24h Nürburgring 2025 – Foto: Gruppe C Photography

Besonderes Lob richtete Simon Reicher an das Team hinter den Kulissen: „Ohne unseren Teammanager Timo Frings, der den Nürburgring wie seine Westentasche kennt, und Sebastian Hofmann, unseren Werkstattchef, der das Auto Tag und Nacht perfekt vorbereitet hat, als auch das Catering Team von Renate, wäre das nicht möglich gewesen. Wir Fahrer mussten ihre Arbeit nur ins Ziel bringen.“

Und wie feiert man einen solchen Erfolg? „Heute Abend gibt’s auf jeden Fall ein Bier – oder eine nicht näher definierte Anzahl davon“, sagte Reicher lachend.

Ob es eine Rückkehr von Eastalent Racing zum Nürburgring geben wird, bleibt offen. Doch nach diesem beeindruckenden Auftritt scheint eines sicher: Die Österreicher haben auf der Nordschleife nicht zum letzten Mal für Aufsehen gesorgt.