Erster Sieg für den Ford Mustang GT3 in der Grünen Hölle

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Das Haupt Racing Team holte den ersten Ford-GT3-Sieg in der Grünen Hölle // Foto: Gruppe C Photography

Der zweite Lauf des Double-Headers der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie hat gleich mehrfach Geschichte geschrieben. Frank Stippler und Vincent Kolb holten beim 64. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen den ersten Sieg für den bulligen Ford Mustang GT3 in der Grünen Hölle.

Das Duo des Haupt Racing Team beendete damit die sieben Rennen andauernde Porsche-Siegesserie in der diesjährigen Saison. Im Ziel betrug der Vorsprung auf die Zweitplatzierten Tim Heinemann und Benny Leuchter im Porsche 911 GT3 R von Falken Motorsports satte 2:05,634 Minuten. Zum zweiten Mal in Folge Dritte wurden Mike Stursberg und Mustafa Mehmet Kaya im Elfer des BLACK FALCON Team EAE, heute zusammen mit Ben Bünnagel. Umjubelt wurde auch Klaus Abbelen, der mit seinem letzten GT3-Rennen auf der Nürburgring Nordschleife seinen Abschied als Fahrer in der Serie feierte. Für seinen Einsatz als Solist wurde Abbelen zum ‚Fahrer des Rennens‘ gekürt.

Sportlich begann der zweite Renntag mit einer Überraschung: Im Zeittraining holte Alex Fontana mit dem Porsche 911 GT3 R, den er sich mit Artur Goroyan teilte, die Pole-Position. Mit einer Zeit von 8:50,741 Minuten verwies der Schweizer Bünnagel im Black-Falcon-Porsche um hauchdünne 0,647 Sekunden auf Platz zwei. Im Rennen währte die Freude über Platz eins aber nur rund acht Minute, denn nach Runde eins kehrten die Sieger des Vortags, Julien Andlauer und Joel Sturm, im Falken Porsche auf Platz eins liegend zurück – und über weite Strecken sah es nach einem weiteren Sieg für das Team des japanischen Reifenherstellers aus. Drei Runden vor Schluss schied Andlauer in Führung liegend nach einem Ausrutscher in der Anfahrt zur Hohen Acht aus. Damit war der Weg frei für Vincent Kolb. Er übernahm im Ford Mustang GT3 die Führung und wurde schließlich als Sieger abgewinkt.

„Ich bin happy, dass wir heute den ersten Sieg mit dem Ford Mustang GT3 hier auf dem Nürburgring holen konnten“, sagte Matthias Meister, Leiter des Ford-Mustang Nürburgring-GT3-Projekts bei HRT. „Wir haben über die komplette Distanz die Ruhe bewahrt, sehr gute Boxenstopps absolviert und das Auto ist super gelaufen. Vincent schießt sich immer mehr auf den Mustang ein.“ Kolb, der seinen zweiten NLS-Sieg feierte, war überwältigt: „Sensationell. So etwas, wie die letzten zwei Runden, habe ich noch nicht erlebt. Die Fans und die Sportwarte haben mir zugejubelt, das hat so einen Spaß gemacht. Danke an HRT, die ein richtig schönes Auto auf die Nordschleife gebracht haben. Das gesamte Team arbeitet mit Frank (Stippler) daran, das Auto stetig weiterzuentwickeln. Heute war endlich Zahltag und das ganze Team ist überglücklich.“

Während das Schwesterauto in Führung liegend ausschied, verloren Heinemann und Leuchter noch vor dem Ende der ersten Rennhälfte viel Zeit durch einen Reifenschaden, vermutlich verursacht durch Trümmerteile auf der Strecke. „Natürlich habe ich mir heute den Sieg gewünscht“, sagte Heinemann. „Aber wir hatten viel Pech. Danach haben wir versucht, das Maximum herauszuholen. Am Ende sollte es nicht sein.“ Leuchter war am Ende seines Gastspiels im Falken Team zufrieden. „Ich bin extrem glücklich. Ich konnte mich heute im Vergleich zum Vortag noch einmal richtig steigern. Danke an das Team, das mir die Chance gegeben hat. Ich hoffe, das war nicht das letzte Mal.“

Platz drei für Stursberg, Kaya und Bünnagel war gleichzeitig auch der Sieg in der Am-Kategorie der SP9. Das schnellste Pro-Am-Fahrzeug, den Audi R8 LMS GT3 von JUTA Racing, pilotierten Alexey Veremenko und ‚SELV‘ zusammen mit Doppelstarter Stippler auf Rang vier. Christian Krognes, Mateo Villagomez und Anders Buchardt wurden im Aston Martin Vantage GT3 EVO von Walkenhorst Motorsport fünft vor den Polesittern von Car Collection Motorsport.

Letzte Ausfahrt Klostertal-Kurve

Klaus Abbelen, der am Montag nach dem Double-Header seinen 65. Geburtstag feiert, absolvierte bei NLS8 sein letztes Rennen auf der Nürburgring Nordschleife: standesgemäß im Ferrari 296 GT3 von Frikadelli-Racing. Im Alleingang zeigte er eine starke Performance, die am Ende nicht mit einer guten Platzierung beim Abschied belohnt wurde. Auf Platz elf liegend schied er 40 Minuten vor Rennende mit Getriebeproblemen in der Klostertalkurve aus. Zwar schaffte er es, den waidwunden Supersportler aus Maranello noch an die Box zu schleppen, das Rennen nahm er jedoch nicht wieder auf. „Das ist die Technik, da steckt man nicht drin“, gestand Abbelen. „Ich war sehr stolz auf mich, dass ich so lange so gut mithalten konnte. Ich wäre gerne ins Ziel gefahren, aber da kannst du nichts machen.“ Nicht nur für die Leistung am heutigen Tag, sondern auch für sein langjähriges Engagement als Fahrer und Teamchef von Frikadelli-Racing, wurde Abbelen zum ‚Fahrer des Rennens‘ gekürt. Den Preis vergibt die Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring (ILN), für die Auswahl des Protagonisten zeichnen Vertreter der Rennleitung, der Fahrer AG sowie der Streckensprecher verantwortlich. Bereits im Vorfeld des Rennens hatte Abbelen angekündigt, dass sein Team im kommenden Jahr wieder mit einer Top-Besatzung in der NLS an den Start gehen wird.

Tabellenführer sind Ranko Mijatovic und Nick Wüstenhagen (FK Performance Motorsport) // Foto: Jan Brucke/VLN

Wichtige Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft

Ranko Mijatovic und Nick Wüstenhagen haben mit ihrem achten Sieg im achten Rennen einen wichtigen Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht. Das Duo pilotiert den BMW M4 GT4 von FK Performance Motorsport in der Klasse SP8T. Unter Einbeziehung des ersten von drei Streichresultaten kommen beide auf 109 Punkte. Aktuell nur acht Zähler dahinter rangieren Arne Hoffmeister und Tim Scheerbarth mit dem Porsche 911 GT3 Cup von Mühlner Motorsport. Mit zwei weiteren Siegen können sie ebenfalls auf 109 Punkte kommen. Das Adrenalin Motorsport Team Mainhattan Wheels, das in den vergangenen sieben Jahren die Meister stellte, liegt mit den Fahrern Philipp Leisen, Daniel Zils und Philipp Stahlschmidt aktuell auf Rang drei und führt gleichzeitig die Produktionswagen-Trophäe an. In der Meisterschaft spielt das Trio keine Rolle, denn 109 Punkte sind selbst mit zwei Siegen nicht mehr möglich. Einzig die Piloten der Startnummer 1 von Adrenalin haben noch theoretische Chancen. Nach zwei Ausfällen beim Double-Header liegen sie aktuell auf Platz vier in der Wertung, könnten aber mit zwei weiteren Siegen noch auf 109 Punkte gleichziehen. Dann kommen bei der Titelvergabe gemäß Reglement unterschiedliche Kriterien zum Tragen, zum Beispiel das beste Ergebnis beim letzten gewerteten Rennen.

Offen ist unverändert die Entscheidung in der VLN Junior-Trophäe. Noah Nagelsdiek (LOSCH Motorsport by BLACK FALCON) führt mit nur einem Punkt vor Harley Haughton (SRS Team Sorg Rennsport). In der Gentleman-Trophäe hat Heiko Eichenberg (SRS Team Sorg Rennsport) trotz eines Ausfalls bei NLS8 die Nase vor den beiden Routiniers Joachim und Jürgen Nett (Dupré Motorsport Engineering). In der Ladies Trophäe eifert Janina Schall (GITI TIRE MOTORSPORT BY WS RACING) ihrem erfolgreichen Vater Ralf Schall nach, der in der NLS 105 Klassensiege holte.

In zwei Wochen findet der neunte Lauf der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie statt. Der 57. ADAC Barbarossapreis führt am 27.09. über die gewohnte Distanz von vier Stunden.